Hotel de Ville, Orbe. 2011/2012

Gestalterische Leitung, Ausgestaltung, Scenografie, Materialisierung, Konzept mit Architekt Michel Lardieri, dmarch Group.

 

Aus dem laufenden Prozess vor Ort wurden Farben und Inszenierung gemeinsam mit dem Architekten, während einem Jahr entwickelt.

Für die Verputze, 7mm Glattstrich, wurden Formulierungen rezeptiert mit lokalen Sanden. Alle Farben und Verputze stammen aus artisanaler Herstellung vor Ort oder im Atelier.

Farben wurden vor Ort ausdefiniert und oft vor dem 2. Anstrich leicht „harmonisiert“.

Der dunkele Eingangsbereich im Erdgeschoss gibt die Möglichkeit zu verlangsamen und zu sich zu kommen. Das wenige Licht ist mit Farben Verputzen, Oberflächentextur und Lichtquellen wertvoll inszeniert.

 

Aus dem dunkeln Erdbereich steigt man in eine Art Atrium, auf welches von einer Oktagonalkuppel gekrönt wird, welche mit ihrer marmorhellen weissen Farbe das einfallende Licht ins Atrium Fluten lässt.

 

So entsteht durch klare Zuordnung, unten dunkel oben hell, eine Achse von welcher ausgehend die weiteren Räume ausdefiniert werden.

 

 

Der Salle de Mariage

 

Der ehemalige Gerichtsaal wurde zum Festsaal und Heiratsaal transformiert dafür wurde das als Eiche bemalte Tannentäfer deckend mit Coelinblau in einem Emulsionsbinder gestrichen.

Sämtliche Anstriche im Haus  sind von Hand ausgeführt, keine Roller keine gespritzten Oberflächen.

Die Decke mit den 2 Riesenleuchten in Gips, würde mit Kaseinemulsion grundiert und 7x mit einer Lasur aus Cochenille in einem Bienwachslasurbinder lasiert. Um die Festlichkeit zu unterstreichen ist das Fries zwischen Decke und Wand als goldbronzenes Band inszeniert.

 

 

Büros im 1.OG

 

Im Büro des Syndic wurden alle alten Dispersion und Kunstharzfarben sorgfältig entfernt.

An der Decke trägt eine Kaseinemulsion als Grundierung über einer Armierung mit Caliocottgewebe

den reversibeln Kreide-Leimfarben-Anstrich.

Medaillons und Stuckwappen  wurden im Ton deutlich dunkler abgesetzt, aber nicht ausgemalt.

Die Täferung wurde mit einer Öl in Wasser Emulsion beige und seidenmatt gehalten, während ein feiner Profilstab zwischen Füllung und Fries in lindengrün sich kaum merklich absetzt, einen sehr feinen Akzent. Die Stimmung ist puderig.

 

Im Büro nebenan kontrastiert der kühle Beton vom Lifteinbau reizvoll mit der beigen Emulsionslackfarbe am Holztäfer und der marmorweissen Decke.

 

Dunkle Zwischenräume

Im 1.OG gibt es 2 Verbindungsräume, enge Gänge, sie sind mit auberginendunkler Ölfarbe gestrichen.

Die Durchgangsmomente sollen auf den neu zu betretenden Raum vorbereiten und das Betreten der  Räume zu einem bewussten Erlebnis machen.

 

Dunkelbraune tiefe Flächen beim Eingang zu Croix d’Or.

Jeweils beim Eingang zum Croix d’Or Gebäude gibt es eine dunkelbraun tiefe Ölfarbe auf einer Wand.

 

 

Der anliegende und integrierte Hausteil Croix d’Or

 

Direkt ans Atrium schliesst der Gebäudeteil Croix d’Or an. Er durchmisst schlauchartig die gesamte Länge des Gebäudes von Strasse zu Strasse.

Die Decken, in Abstufungen höher oder tiefer, sind von querliegenden Lichtöffnungen rhythmisch durchschnitten.

Die Wände in einem sehr rauen Abrieb der auf die fliessend organische Wandfarbe gerade das einströmende Licht mit reizvollen Schatten auszeichnet.

Als Kontrast zum warmen Jura-Kalk im Atrium ist hier ein kühles und weitendes sehr helles Grau angebracht.

Es ist in Marmorkaseinfarbe mit der Qualität  grösstmöglicher Lichtreflektion gehalten.

Da Kasein ein warmes Material ist, kontrastiert es vorzüglich mit dem kühlen Kalk (in warmem Farbton) der übrigen Räume und weist diesen Gebäudeteil als eigenständigen Raum aus.

Die Betondecken wurden im selben Farbton lasiert  so, dass der Raum als Ganzes erfahren wird.

 

 

Büros im 2. OG

 

Um in die Büros im 2. Stock zu gelangen, muss man den Croix d’Or durchschreiten, womit man vom warmen Atrium durch das kühlweite Croix d’Or wieder zu den warmen Büros gelangt.

Hier sind die Aussenwände mit einem ähnlichen Verputz wie das Atrium ausgestattet, der jedoch etwas weniger warm und ganz wenig heller ist als jener im Atrium.

Die Raumtrenner aus einer Holz-,Glaskombination bzw. aus einem Einbau in Leichtbauweise sind als solche zu erkennen und in einem warmen Farbton in Kaseinemulsion gestrichen, welcher sich bis in 3. Geschoss fortsetzt.

 

Der Grosse Raum nach Rue de Rempart ist, da nur aus Aussenwänden bestehend, rundum mit dem 7mm Kalkglattsrich der Büros verputzt.

Die tragende Balkenkonstruktion an der Decke wurde geputzt und so belassen.

Alle Decken in den Büros wurden in Marmorleimfarbe mit einem Kreideanteil auf einen Kaseinemulsionsgrundanstrich aufgebracht.

 

 

Restaurant im 3. OG

 

Betritt man diesen Raum, so ist man sofort vom Ausblick über die Dächer von Orbe fasziniert.

Der Blick wird weit. Das sich weiten in einen Pausenraum schien uns so richtig, sodass wir die Wände hier mit dünnem  beinahe nicht deckenden Kalk mit wenig Ultramarin gebürstet haben.

Das Holzwerk wurde mit einer ebenso weissen nicht gilbenden Naturharzlackfarbe gestrichen.

Die hinter feuerpolizeilich verordneten Wänden und dickem Glas beinahe versteckte Küche wurde in rotem Oellack gestrichen und so beleuchtet, dass man den roten Impuls als zum Raum gehörig wahrnimmt.

 

 

Salle de Conseil

 

Der Salle de Conseil ist eigentlich ein zu einem Gemeinderatsaal  gewandelter Estrich.

Die vorherrschende und fast erdrückende dunkle Balkenkonstruktion wurde wie die Wände  in einer Kaseinemulsion in dem fast weissen Bleu Malachit gestrichen.

Das beruhigte den verstellten Raum, weitete ihn und machte eine Einheit aus ihm, die allseitig raumdurchspannenden Balken verschwinden damit im Raumganzen und stören nicht mehr.

Als Kontrast wurden die einzigen vertikalen Wände des Raumes, ca 80 cm am Sockel mit der warmbeigen Kaseinemulsion gestrichen die sich über die seitlich angebrachten Büros bis zu den Trennwänden im 2OG erstreckt.

Somit wird der ganze Salle de Conseille von einem zum Bleu Malachit kontrastierenden Sockel umfasst, wodurch sich das Licht blau nicht einfach in der Weite verliert.

 

 

Eichenböden

Die Eichenböden im ganzen Gebäude wurden geölt

 

Möbel

Die neuen Büromöbel wurden mit einer Wachsemulsion behandelt, um elektrostatische Ladungen in den sonst spannungsfreien Räumen nicht zu stören. Das hervorragende Raumklima bleibt damit auch mit der Möblierung erhalten.

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